Dienstag, 26. August 2008

Feine Neuigkeiten

...wenn auch schon ein paar Tage alt:

Videospiele sind nun offiziell Kultur!

Wieso weiß ich eigentlich noch von keinem Videospielmuseum hier in der Nähe? Alles muss man wohl selber machen...

Montag, 4. August 2008

Rezension (DVD): There will be Blood

There will be Blood – Ein Film, der den meisten wohl erst durch seine Rolle als Oscarfavorit schmackhaft gemacht wurde. Ein neuer Film des Ausnahmeregisseurs Paul Thomas Anderson wurde schon mehrere Jahre herbeigesehnt. Der Film, der dabei herausgekommen ist, spaltet allerdings die Massen. Schon die erste Viertelstunde scheint im positiven Sinne wie ein Relikt aus den 60/70er Jahren. Untermalt von einem hypnotischen Synthiesoundtrack beobachtet der Zuschauer einen Mann in einem selbstgegrabenen Schacht, auf der Suche nach Erdöl. Es wird kein Wort gesprochen, und die bedeutungsschwangere Atmosphäre ähnelt Stanley Kubricks Anfangssequenz aus 2001 – Odysee im Weltraum.

Die Geschichte an sich ist schnell erzählt. Man beobachtet den ehrgeizigen, selbsternannten „Ölmann“ Daniel Plainview, wie er sich zu Beginn des 20. Jh. langsam in diesem Geschäft hocharbeitet. Mit seinem Sohn H.W. präsentiert er sich als Familienmensch, um Investoren zu überzeugen. Eines Tages gibt ihm der Farmersohn Paul Sunday den Tipp, dass auf seinem Familiengrundstück große Ölvorräte vorhanden sind. Dort angekommen, erweist sich der Fund wahrhaft als schwarze Goldgrube. Doch Pauls Zwillingsbruder Eli ist Daniel von Anfang an als Dorn im Auge. Eli ist ein geradezu fanatischer Prediger der eigenen Kirche, der seinen Teil des Geldes fordert. Daniel Plainview ist der Erfolg wichtiger als eine zwischenmenschliche Beziehung. Umso mehr irritiert es ihn, als ein Schicksalsschlag seinen Sohn taub werden lässt und plötzlich sein vermeintlicher Halbbruder vor der Tür steht. Am Ende dieses Werdegangs, soviel ist sicher, wird noch Blut fließen.

There will be Blood ist im wahrsten Sinne eine One-Man Show. Daniel Day Lewis erhielt für seine Performance letztendlich den Oscar. Er ist das Zentrum des Films. Allerdings wird er sehr objektiv betrachtet, seine Gedankengänge verschließen sich dem Zuschauer meistens. Er weiß zu fesseln, obwohl er gerade keine wirkliche Identifikationsfigur ist.
Es gibt allerdings in Eli Sunday, gespielt von Paul Dano einen ziemlich unterschätzten Gegenpart zu Daniel. Eli ist zunächst ein schleimiger Prediger, aber auch ein gerissener Gegner, der genau weiß, wie er Daniel Plainview demütigen kann. Er bleibt dabei konstant zwielichtig.
Das Bizarre an „There will be Blood“ ist, dass man so eine Mischung bisher noch kaum gesehen hat. Der Film verspricht einerseits, eine epochale Abrechnung mit dem amerikanischen Traum zu werden, ist dabei aber teilweise sehr minimalistisch angelegt. Natürlich ist es eine Auseinandersetzung mit dem Charakter eines kapitalistischen, egoistischen Mannes über fast 3 Jahrzehnte hinweg. Doch der Aufbau der Geschichte ist sehr langwierig und der Film ist das Gegenteil eines modernen Hollywoodblockbusters. Es gibt viele, ausufernde Aufnahmen der kalifornischen Ödnis, dazu ein untypischer, provozierender, teilweise aggressiv hämmernder Soundtrack und eher wenig Verständnis für einen klassischen Plot. So manch einer wird die teils qualvoll ausführliche Wiedergabe der Ölgewinnung uninteressant finden. Schon der Titel des Films wird den blutgierigen Zuschauer auf eine irreführende Fährte locken. Erst die letzte Viertelstunde leitet das Ende ein und bietet eine inzwischen berühmt berüchtigte, groteske Schlussszene.

Man muss sich „There will be Blood“ wohl mehrmals ansehen, um ihn richtig einschätzen zu können. Dafür gibt es ihn ja nun auf DVD und Blu-Ray. Extras sind hier kaum vorhanden. Anstelle eines herkömmlichen Making ofs gibt es, ganz im Geiste des Hauptfilms, lediglich eine Art Collage von Szenenbildern und historischen Recherchefotos. Alles in allem ist „There will be Blood“ kein Film für zwischendurch, sondern eine komplexe Filmerfahrung, die sich erst mit der Zeit entfaltet.

Freitag, 1. August 2008

Rezension: "The Dark Knight"

Kaum ein Film wird in diesen Tagen heißer erwartet, als der neue Batman Film von Christopher Nolan, der eigentlich nur den schlichten Titel „The Dark Knight“ trägt. Zunächst war das große Interesse vor allem auf den plötzlichen Tod von Heath Ledger zurückzuführen. Dieser hat ja hier seinen letzten großen Auftritt, und spielt niemand Geringeren als Batmans Erzfeind, den Joker. Dann kamen die ersten Kritikerstimmen, die sich fast gänzlich mit Lobeshymnen überschlugen. Doch was ist wirklich dran? Ist The Dark Knight so gut, wie es in der Presse heißt, oder handelt es sich einfach um übertriebenen Hype?

„The Dark Knight“ spielt kurze Zeit nach dem vielversprechenden „Batman Begins“. Batman alias Bruce Wayne ist für Gotham City immer noch ein mysteriöses Phänomen, aber es gibt schon die ersten Nachahmer und Trittbrettfahrer. Außerdem haben mächtige Mafiabosse immer noch einen großen Teil der Stadt unter Kontrolle. Doch neben Batman als dunklem Ritter gibt es auch eine Lichtgestalt in Form des neuen, selbstbewussten Staatsanwalts Harvey Dent, gespielt von Aaron Eckhart. Bruce Waynes Jugendliebe Rachel Dawes ist inzwischen mit Harvey liiert, eine Dreicksbeziehung deutet sich an. Katie Holmes wurde in dieser Rolle übrigens durch Maggie Gyllenhaal ersetzt, die um einiges kompetenter wirkt. Zusammen mit Lt. Gordon will man nun in Gotham City gehörig aufräumen. Doch wie aus dem Nichts taucht da ein psychopatischer Krimineller in schlechtem Make-Up auf und reißt die Kontrolle über die Unterwelt an sich. Der Joker verbreitet größtmögliches Chaos, am liebsten mit viel Sprengstoff. Selbst Batman als kühler Taktiker wird durch ihn den Rand der Verzweiflung getrieben. Der Joker scheint ihm und vor allem auch Gothams weißen Ritter Harvey Dent die Grenzen ihres Heldentums aufzuzeigen.

The Dark Knight ist anders als die meisten Superheldenfilme. Alles ist noch grober und realistischer, als man es selbst von Batman Begins gewohnt war. Der Film ähnelt einem klassischen Krimiduell wie bei Heat, und zeigt die psychopathischen Abgründe, die sich auch bei einem Hannibal Lecter finden. Dies macht den Film auch für Leute interessant, die Superheldenfilme an sich sehr kitschig und klischeehaft finden. Von allen bisherigen Batman-Filmen ist dieser der unbestritten düsterste. Dabei liegt das gar nicht mal am Setting. Gotham City ist nicht mehr so stilisiert gotisch und finster wie bei Tim Burton. Eher glatt, kalt und sehr realistisch umgesetzt. Vielleicht erinnert es hin und wieder zu sehr an Chicago, den tatsächlichen Drehort. „The Dark Knight“ ist über 2 ½ Stunden hinweg ein mit Adrenalin aufgeladener Thriller, der aber gleichzeitig auch einige dramatisch vorbereitete Wendungen nimmt. Unterstützt wird das ganze von einem perfekt an den Film angepassten Soundtrack von Hans Zimmer und James Newton Howard. Er unterstreicht die Zwielichtigkeit und den Wahnsinn rund um die Person des Jokers außerordentlich intensiv, auch ohne die großen Fanfaren eines Danny Elfman.
Natürlich erwarten den Zuschauer auch einige bombastische Actionszenen und wesentlich übersichtlichere Batman-Action als im Vorgänger. Aber an sich lebt der Film von seinen hervorragend geschriebenen Figuren, allen voran Heath Ledgers Joker. Wie schon Jack Nicholsons dominiert er jede Szene, in der er vorkommt, doch die Gemeinsamkeit hält sich in Grenzen. In Christopher Nolan’s Batman sticht der Joker vollkommen hervor. Er besitzt keinen Hintergrund, seine Motive sind so simpel wie schrecklich anarchistisch. Er ist das absolut ungreifbare, irrationale Böse. Und diese Performance muss man einfach gesehen haben. Heath Ledger taucht als Schauspieler vollkommen ab, er wird wahrhaftig zum Joker. Ein großer Pluspunkt ist auch, dass mit Two Face ein weiterer Bösewicht in The Dark Knight auftaucht, der trotzdem noch auf befriedigende Weise neben dem Joker Platz findet. Am ehesten ist es leider Batman selbst, der ein wenig untergeht. Nachdem er in „Batman Begins“ seine großen Momente hatte, ist Christian Bale hier zwar solide, wird aber von Heath Ledger und Aaron Eckhart tatsächlich etwas an die Wand gespielt. Hervorragend sind auch nach wie vor Michael Caine als Alfred und Gary Oldman als Gordon.

Christopher Nolan inszeniert hier weit mehr als eine Comicverfilmung. Er hat einen praktisch perfekten Thriller geschaffen, der sich mit den großen Filmen dieses Genres messen kann, nur dass eben der Gute zufälligerweise ein Fledermauskostüm trägt und der Böse verwischtes Clowns Make-Up. Batman-Puristen früherer Filme könnten etwas enttäuscht sein, dass der pseudogotische Tim Burton Stil immer mehr verworfen wird. Dabei ist es Nolans große Kunst, die Batman-Mythologie glaubwürdig erscheinen zu lassen und trotzdem über die lange Laufzeit an den Kinosessel zu fesseln. Ein teilweise verstörendes Kinoerlebnis, das man erst einmal verdauen muss.